Chronologie der Krise

Wie aus einer Immobilienblase eine Weltwirtschaftskrise wurde…

Deutschland: Welche Bank bekam bisher wieviel Staatshilfen?

Posted by hw71 - 24. März 2010


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ÜBERBLICK

Welche Banken am meisten Staatshilfe bekamen

Die gestrige Bilanz-Pressekonferenz der WestLB war nicht nur wegen der Zahlen an sich ein wichtiges Ereignis: so ganz „nebenbei“ gab das Geldhaus ein historisches Ereignis bekannt. Zum ersten Mal bekommt eine Landesbank finanzielle Unterstützung vom Bund. Ein Überblick, welche deutschen Geldhäuser vom Staat gerettet wurden.

Die Commerzbank ist der Spitzenreiter in Sachen Kapitalhilfen. 18,2 Mrd. Euro hat sie vom Staat bekommen. Weitere fünf Mrd. Euro hat sich das Institut garantieren lassen. Bis 2012 will die Bank die Staatshilfen zurückzahlen. Deshalb rechnen Experten bereits diesem Jahr mit einer Kapitalerhöhung, die ein Volumen von bis zu drei Mrd. Euro umfassen könne. Zuletzt hatte ein überraschend hoher Verlust von 4,5 Milliarden Euro die Anleger verschreckt.

Auf Platz zwei liegt die IKB. Deutschlands erste Pleitebank beherrscht bis heute die Schlagzeilen. Stefan Ortseifen, ehemaliger Chef des Mittelstandsfinanziers, steht mittlerweile vor Gericht, die Rettung der Industriebank hat staatliche Hilfen von elf Mrd. Euro verschlungen. Hinzu kommen zehn Mrd. Euro an Garantien. Im Verkauf erwies sich die Bank trotzdem als Ladenhüter. Weil sich kein Käufer fand, musste der Bund weiter Garantien für Milliardenrisiken in der IKB-Bilanz übernehmen.

Mit zehn Mrd. Euro Staatshilfen liegt die BayernLB auf Rang drei. Fünf Mrd. Euro hat sich die Landesbank vom Staat garantieren lassen. Die Landesbank gehört inzwischen zu rund 96 Prozent dem Freistaat – und kostet den Steuerzahler bis heute.

Nach massiven Verlusten musste die Bank Ende 2008 mit Finanzspritzen und Garantien im Wert von mehr als 30 Mrd. Euro vom Steuerzahler gestützt werden. Zu einer Eigenkapitalspritze in Höhe von zehn Mrd. Euro vom Freistaat kam eine Garantie des Bundes über 15 Mrd. Euro. Außerdem wurden riskante Papiere der Landesbank mit weiteren sechs Mrd. Euro abgesichert. Inzwischen hat das Institut nach eigenen Angaben Garantien in Höhe von zehn Mrd. Euro an den Bund zurückgegeben. Gutachter untersuchen bis heute, ob Vorstände und Verwaltungsräte für die verlustreichen Geschäften mit Ramschhypotheken Schadensersatz zahlen müssen.

Der mittlerweile verstaatlichte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wurde mit 6,3 Mrd. Euro gerettet und landet damit auf Platz 4. In Sachen Staatsgarantien belegt die Bank mit 95 Mrd. Euro sogar den Spitzenplatz – mit negativen Folgen für den staatlichen Rettungsfonds Soffin: Durch die hohen Abschreibungen beim Immobilienfinanzierer rutscht auch der Rettungsfonds in die Verlustzone. In den kommenden Jahren rechnen Finanzexperten weiter mit Milliardenverlusten der HRE – und dämpfen damit die Hoffnungen auf einen hohen Verkaufserlös bei einer Reprivatisierung.

Auch die HSH Nordbank hat sich für Notfälle 40 Mrd. Euro vom Staat garantieren lassen. Tatsächlich sind bisher fünf Mrd. Euro an das Institut gegangen – das reich für Platz 5. Die Landesbank musste infolge riskanter Kredit- und Wertpapiergeschäfte von den Ländern mit einer drei Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung sowie Garantien über zehn Mrd. Euro gestützt werden. Ein darüber hinaus vom Bankenrettungsfonds Soffin eingeräumter Garantierahmen wurde nun auf 17 Mrd. Euro reduziert.

Liquidität scheint mittlerweile kein Problem der Bank mehr zu sein. Auch der Verlust konnte zuletzt von drei Milliarden Euro auf rund 700 Millionen Euro reduziert werden. Ein Verlust, der immer noch schwer wiegt, da Hamburg und Schleswig-Holstein mit 85 Prozent an der Landesbank beteiligt sind. Ihr Anteil soll bis 2013/14 auf unter 50 Prozent reduziert werden – doch dafür werden Käufer gebraucht.

Die LBBW landet mit ebenfalls fünf Milliarden Euro Staatshilfe auf Platz 6, denn die Staatsgarantien fallen mit 12,7 Mrd. Euro geringer aus als bei der HSH Nordbank. Die Strategie der Landesbanker ist nun, die Bilanz schlanker zu machen. Im Gegenzug für die milliardenschweren Hilfen will sich die Bank von 40 Prozent ihrer Aktiva trennen, die sich 2008 noch auf 448 Mrd. Euro belaufen haben. Das betrifft vor allem das Kreditersatzgeschäft, doch auch vom Flugzeug- und Schiffsfinanzierungsgeschäft. Auch die Beteiligung an der Dekabank soll bald verkauft werden.

Die WestLB ist eine weiteres Sorgenkind im Kreise der Landesbanken und landet auf Platz 7. Staatshilfen in Höhe von fünf Milliarden Euro halfen der Bank durch die Krise. Während der Finanzkrise schirmten etwa die Eigentümer der WestLB ? darunter das Land Nordrhein-Westfalen ? in einer Zweckgesellschaft toxische Wertpapiere im Volumen von 23 Mrd. Euro über eine Garantie in Höhe von fünf Mrd. Euro ab. Die böse, kleine Schwester sorgt bisher für wenig Probleme.

Wegen riskanter Geschäfte ihrer irischen Tochtergesellschaften geriet auch die SachsenLB in erhebliche Liquiditätsnöte – und brauchte Staatshilfen in Höhe von 500 Millionen Euro und Garantien von 2,8 Milliarden Euro. Das reichte für Platz 8. Gerettet werden konnte die Bank trotzdem nicht: Mittlerweile wurde sie durch die LBBW übernommen. Die Kapitalspritze eingerechnet, lag der Kaufpreis zwischen 550 Mill. und 1,15 Mrd. Euro.

Platz 9: Die Aareal Bank schlüpfte in der Krise ebenfalls unter den Rettungsschirm des Soffin – mit einer Eigenkapitalspritze von 525 Mio. Euro in Form einer unbefristeten stillen Beteiligung, die mit neun Prozent verzinst werden muss. Außerdem garantiert der Rettungsfonds Aareal-Anleihen von bis zu vier Mrd. Euro. Grund für die Hilfen ist hier allerdings keine Notsituation: Die Aareal Bank nahm die Staatshilfe in Anspruch, weil Investoren höhere Ansprüche an die Eigenkapitalausstattung von Banken stellten – und die Konkurrenz den Markt mit staatlich garantierten Bankbonds überschwemmte. Bis Anfang 2011 soll ein Teil der Staatshilfen zurückgezahlt werden.

Die Düsseldorfer Hypothekenbank nahm keine direkten Kapitalhilfen in Anspruch, doch wechselte vor zwei Jahren für den symbolischen Preis von vier Euro in den Besitz des Einlagensicherungsfonds – und ließ sich rund 2,5 Mrd. Euro für den Notfall garantieren. Das reicht für den 10. Platz.

Eigentlich sollte Institut im nur vorübergehend übernommen werden. Der Verkauf hatte bis zuletzt auch die Juristen beschäftigt. Das Landgericht Düsseldorf hatte zuletzt eine Klage der Wiesbadener Bankiersfamilie Schuppli auf Schadensersatz in Höhe von 499 Mio. Euro ab. Der 86-jährige Wolfgang Schuppli hält den Verkauf bis heute für ungültig. Er habe dem Verkauf nur zugestimmt, weil er falsch informiert worden sei.

Auch die Volkswagenbank brauchte kein Geld vom Staat, sondern ließ sich lediglich zwei Mrd. Euro zurücklegen, Platz 11.

Die Bilanz der Finanzdienstleistungssparte des Autobauers ist allerdings weiterhin durchwachsen. Infolge der Finanzkrise sind die Gewinne spürbar geschmolzen. Zuletzt hatte Sparkassen-Präsident Heinrich Hassis die Volkswagenbank öffentlich kritisiert, weil sie Kredite günstiger ausgegeben hatte als sie die Einlagen verzinste – ein Zuschussgeschäft auf Kosten des Steuerzahlers.

Die ehemalige Gewerkschaftsbank AHBR hatte von 2001 bis 2005 riskante Zinsgeschäfte betrieben. Nach einer zwischenzeitlichen Sanierung schlug die Finanzkrsie aber voll zu: Das Geldhaus, das inzwischen den neuen Namen Corealcredit trägt, musste eine halbe Mrd. Euro Staatsgarantien in Anspruch nehmen. Nun schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen.

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