Chronologie der Krise

Wie aus einer Immobilienblase eine Weltwirtschaftskrise wurde…

Deutschland: IT-Distributor COS mit Entlassungen…

Posted by hw71 - 8. März 2010


Gefunden bei it-business.de:

Lindener Distributor soll aber nicht zum Vertriebsbüro schrumpfen

COS streicht Stellen in Einkaufs- und IT-Abteilung

04.03.2010 | Redakteur: Regina Böckle

Es dauerte keine zwei Stunden, da machte die Nachricht am Mittwoch auf der CeBIT die Runde: bei COS gibt es Entlassungen in der Einkaufs- und IT-Abteilung. Dennoch soll COS wie geplant auch langfristig eine eigenständig agierende Gesellschaft bleiben.

So sehr die Bedeutung der CeBIT in den vergangenen Jahren auch geschwunden ist: ihre Rolle als Branchen-Barometer und Hochofen der Gerüchteküche behält sie ungebrochen. Das zeigte sich gestern wieder einmal auf dem Distributionsparkett. Denn in Windeseile verbreitete sich dort gestern die Nachricht über Entlassungen bei COS, die offenbar am Dienstag nachmittags ausgesprochen worden waren.

Axel Grotjahn, Geschäftsführer der COS-Holding BOD, und gleichzeitig Chef des Braunschweiger Distributors Devil, bestätigte gegenüber IT-BUSINESS, dass 16 Mitarbeiter der aktuell 63 COS-Beschäftigten gekündigt wurden, davon 12 im Einkauf und vier in der IT-Abteilung.

Zwar unterfütterte diese Maßnahme die kursierenden Gerüchte, COS solle zur Vertriebsniederlassung werden. Doch Grotjahn stellt erneut klar: „Das trifft nicht zu. COS soll definitiv auch langfristig ein eigenständiges Unternehmen bleiben. Dazu gehört ein eigenes Produkt-Marketing, eine eigene Buchhaltung und selbstverständlich der Vertrieb. Alles andere ist ausgeschlossen.“

Zum Personalabbau in der Einkaufs- beziehungsweise Produktmanagement- und IT-Abteilung habe man sich am Dienstag entschlossen: „Es ist klar, dass die Sommermonate in diesem Jahr extrem hart sein werden. Deshalb haben wir noch einmal sehr genau geprüft, wo wir bei COS Kosten optimieren und firmenübergreifende Synergien finden können“, begründet Grotjahn diesen Schritt. Dass die Wahl auf die genannten Bereiche fiel, ist nachvollziehbar: Schon heute arbeitet COS mit dem Warenwirtschaftssytemen von Devil und nicht mehr mit dem erst 2002 eingeführten SAP-System. Das hat rückblickend fast eine tragische Note, denn nicht zuletzt war es die problematische, sich jahrelang hinziehende Einführung von SAP, die die Schieflage von COS zum Großteil mit verursachte.

Abgesehen von der gemeinsam genutzten IT- sowie Logistik-Infrastruktur wird auch ein Teil des COS-Portfolios von Braunschweig aus gemanagt. Trotz der zahlreichen neuen Herstellerverträge, die COS in den vergangenen Monaten zeichnen konnte, rechtfertigte das keine Einkaufsabteilung in der bisherigen Größe.

Knackpunkt COS-Sortiment

Grotjahn bestätigte auch ganz offen, dass es nach wie vor schwierig sei, für die COS die Limite zu beschaffen, die für eine schnelle Sortiments-Erweiterung nötig sind. Daraus hatten auch die COS-Chefs im vergangenen Jahr nie einen Hehl gemacht. „Das ist aber auch ganz normal für ein Unternehmen, das aus der Insolvenz kommt und sich in einem insgesamt schwierigen Markt bewegt“, so der BOD-Chef.

Gleichwohl ist es COS in den vergangenen Monaten gelungen, weitere Verträge zu zeichnen und den Umsatz kontinuierlich zu steigern, wie Grotjahn ergänzend anmerkt.

„An unseren Zielen hat sich nichts geändert, die COS wird den bereits eingeschlagenen Erfolgskurs als eigenständiges Unternehmen fortsetzten. Die Optimierung der Kostenstruktur garantiert die erfolgreiche und zügige Fortsetzung dieser Strategie. Leider bringen solche Maßnahmen auch eine Reduzierung der Belegschaft mit sich, die persönlich sehr bedauere“, kommentiert COS-Vorstand Mascha Speier die Entscheidung.

„Auch in Zukunft setzt der BOD-Konzern auf unterschiedliche Sortiments-Schwerpunkte in den Beteiligungsgesellschaften. Dementsprechend werden wir, die verschiedenen Kundenbedürfnisse in der Organisation des zentralen Einkaufs realisieren“, erläutert Steffen Helbing, Aufsichtsratsvorsitzender der COS Distribution AG und der Devil AG.

Devil ist stabil

Der BOD- und Devil-Chef räumte obendrein mit weiteren Vorwürfen auf, die derzeit über Devil kursieren: „Wir haben bei Devil alle Altlasten abgebaut. Wir haben in diesen vergangenen einenhalb Jahren jeden, wirklich jeden einzelnen Prozess-Ablauf und jeden Punkt unserer Kosten- und Finanzstruktur analysiert, optimiert und transparent gemacht. Devil befindet sich heute in der wirtschaftlich besten Situation, die es seit dem Verkauf an die Holländer jemals gegeben hat.“ Dazu gehöre auch, dass die BOD-Beteiligungsgesellschaften nicht quersubventioniert werden: „Es gibt für alle Beteiligungsgesellschaften keine Zuschüsse und keine Verlustfinanzierung“, so Grotjahn.

Hauen und Stechen im Markt

Es ist kein Zufall, dass sich momentan Gemüter und Gerüchte im Distributions-Umfeld sehr schnell erhitzen. Denn eines ist klar: Zahlreiche Distributoren – egal in welchem Segment – warten immer angespannter auf die große Konsolidierung des hart umkämpften Marktes – ob aus eigenen Kauf-Interessen oder aus der Not heraus. Maßnahmen wie die von COS ergriffene, aber auch Akquisitions-Ankündigungen fallen deshalb überall auf fruchtbaren Spekulations-Boden. Vorsicht ist also angebracht. Insbesondere auch dann, wenn Gerüchte-Köche selbst keine detaillierte, transparente Bilanz veröffentlichen.

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