Chronologie der Krise

Wie aus einer Immobilienblase eine Weltwirtschaftskrise wurde…

Deutschland: Kolbenschmidt streicht 550 Arbeitsplätze

Posted by hw71 - 14. Oktober 2009


Zusätzlich soll das Werk in Hamburg, welches seit Mitte Mai auf der Kippe steht und für das es immer wieder mal Hoffnung gab, nun endgültig geschlossen werden…

Gefunden bei Heilbronner Stimme:

Kolbenschmidt streicht 550 Arbeitsplätze in Neckarsulm

Von Manfred Stockburger

Neckarsulm – Es geht darum, dass wir die Substanz durch die Krise bringen“, sagt Kolbenschmidt-Pierburg-Personalvorstand Peter Sebastian Krause. Entsprechend geht der Personaleinschnitt, den das Unternehmen deswegen plant, bis an die Substanz: Jeder fünfte der gut 2500 Kolbenschmidt-Mitarbeiter in Neckarsulm wird seinen Arbeitsplatz verlieren.

550 Beschäftigte sollen in eine Dienstleistungsgesellschaft versetzt werden, in der voraussichtlich zwei Jahre lang Kurzarbeit null gelten wird. Diese Zahl nannte Krause gestern bei einer Betriebsversammlung.

Mit „Betroffenheit und Schweigen“, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Roland Stark, haben etwa 1200 Mitarbeiter die Nachricht entgegengenommen. Er geht aber davon aus, dass es in den kommenden Tagen und Wochen jede Menge Gesprächsbedarf seitens der Belegschaft geben wird. „Noch ist nicht bekannt, wen es treffen wird.“

30 Millionen Euro

Die Betriebsräte hätten schlaflose Nächte gehabt, als sie die Zahlen erstmals gehört hätten, sagt Rudolf Luz von der Neckarsulmer IG Metall. Er ist aber zuversichtlich, dass die Dienstleistungsgesellschaft so ausgestaltet sein wird, „dass wir noch von einer sozialverträglichen Regelung sprechen können“. Bei der genauen Ausstattung der Dienstleistungsgesellschaft, die eine hundertprozentige Tochterfirma der Kolbenschmidt Pierburg AG sein wird, sieht Luz noch „Konfliktpotential“. Das Unternehmen will für den Personalabbau in Neckarsulm aber offenbar mehr als 30 Millionen Euro in die Hand nehmen, wie aus einer Analystenpräsentation der Konzernmutter Rheinmetall AG hervorgeht.

Im Anschluss an die zweijährige Kurzarbeitsphase in der Dienstleistungsgesellschaft ist für die Betroffenen eine Transfergesellschaft angedacht, die die Arbeitslosigkeit um ein weiteres Jahr herauszögern soll, heißt es beim Unternehmen. Betroffen von dem Personalabbau sind sowohl Mitarbeiter der KS Kolbenschmidt GmbH als auch der KS Aluminium-Technologie GmbH (Atag).

Der Streichung von 300 Stellen bei der Atag war bereits angekündigt, ebenso die Schließung des Hamburger Kolbenwerks. Zusätzlich zu den bereits bekannten Einschnitten werden jetzt auch etwa 100 Mitarbeiter der Großkolbensparte ihren Arbeitplatz verlieren.

Und: Als Folge des dramatisch gesunkenen Umsatzes werden die beiden Neckarsulmer Sparten zusammengeführt, was nochmals mehr als 100 Arbeitsplätze kosten wird – primär in Bereichen wie Einkauf, Logistik, Werkzeugbau, aber auch im Management. „Da sind auch engste Vertraute im Führungskreis dabei“, sagt Krause. „Aber es gibt keine Alternative.“ Chef der zusammengeführten Kolbenschmidt-Sparte wird Horst Binnig sein; der 50-Jährige zeichnete bisher für die Atag verantwortlich.

Wechsel im Management

Der bisherige Kolben-Chef Rainer Fluhr wechselt nach Neuss zu Pierburg, von dort kommt Hans-Joachim Esch zurück nach Neckarsulm. Er wird das neue Zentralressort Vorentwicklung leiten, das die Forschungsaktivitäten aller fünf Sparten koordinieren wird. Nicht nur die Forschung wird zentralisiert, auch die Bereiche Personal und Finanzen werden künftig von der Holding geregelt.

Nicht betroffen von den Personalmaßnahmen ist die Ersatzteil-Sparte MSI mit Sitz in Neuenstadt. „Da sind wir zuversichtlich, dass wir mit Kurzarbeit durch die Krise kommen“, sagt Krause.

Dienstleistungs-GmbH

550 Kolbenschmidt Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze wegfallen, sollen in eine Dienstleistungsgesellschaft wechseln. Zunächst erwartet sie dort Kurzarbeit null. Das Kurzarbeitergeld wird vom Unternehmen aufgestockt. Anders als in einer klassischen Transfergesellschaft ist die Rückkehroption in die aktive Belegschaft vorgesehen, sofern dort während der Laufzeit wieder Stellen frei werden. Auch leihweise könnten die Betroffenen zum Einsatz kommen, wenn Bedarf besteht.

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