Chronologie der Krise

Wie aus einer Immobilienblase eine Weltwirtschaftskrise wurde…

Deutsche Bank Chef Ackermann – das ist der Hammer schlechthin!

Posted by hw71 - 29. November 2008


Das setzt dem ganzen echt die Krone auf: die Deutsche Bank hat über die ganzen Jahre die „toxischen“ Kredit-Verbriefungen aus den USA hier in Deutschland weiterverteilt (unter anderem an die IKB!) – und jetzt stellt sich der Ackermann hin und sagt

„Wir wurden weltweit alle überrascht, dass manche Banken so große Risiken eingegangen sind“

Wie bitte? Die Deutsche Bank hat kräftig an diesem Verbriefungsgeschäft verdient (siehe auch Post „Deutsche Bank = Totengräber der IKB?„) – und jetzt sowas! Sorry, ich kann gar nicht soviel esse, wie ich k…. möchte!

Gefunden bei welt.de (meiner Meinung nach ist es eher fragwürdig, ob dieses „Interview“ wirklich so stattgefunden hat, aber allein die oben angegebene Aussage sollte man festhalten. Hervorhebung von mir hinzugefügt):

Kinder interviewen den Top-Banker

Herr Ackermann, sind Sie manchmal einsam?

16. November 2008, 10:09 Uhr

Es sind Fragen, die auch viele Erwachsene Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gerne stellen würden, doch meist nur Kinder sich so direkt trauen. Warum muss der Staat für die Fehler der Banken bezahlen? Wie gehen Sie damit um, dass Sie für viele der Buhmann sind? Diese und andere Fragen stellen drei Schülerinnen im Interview auf WELT ONLINE.

Kinder interviewen Ackermann

Kaum einer versteht mehr richtig, warum es mit der Weltwirtschaft so schnell bergab geht. Dabei trifft der Absturz alle: Manager, Politiker, Eltern und auch ihre Kinder. WELT ONLINE hat bei einem Profi nachgefragt: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Deutschlands mächtigster Banker steht Siebtklässlerinnen Rede und Antwort.

Es war eine Premiere für alle: für die Mädchen der St. Angela-Schule im hessischen Königstein, für die Redaktion und für Josef Ackermann. Nie zuvor hatte sich der Vorstandschef der Deutschen Bank von drei Kindern interviewen lassen. Und noch nie waren Mariska Außenhofer, 13, Kathleen Denny, 12, und Jil Giannikos, 13, als Journalistinnen unterwegs.

Doch nicht nur unter den dreien war die Aufregung groß, als sie erfuhren, dass sie den wichtigsten Banker Deutschlands treffen dürfen. Es war ein Projekt für die ganze Klasse 7c des Mädchengymnasiums. Im ersten Schritt sammelten die Kinder Fragen. Dabei ließen sie so gut wie nichts aus, sie hätten auch ein mehrstündiges Gespräch bestreiten können. Aber es war klar, dass der Bankchef, der seinen dichten Terminkalender kurzfristig umgeschmissen hatte, nur eine Stunde Zeit haben würde, bestenfalls ein paar Minuten mehr.

Dann ging es in die Klasse. Gemeinsam mit Jörg Eigendorf und Danuta Szarek von WELT ONLINE erarbeiteten die Kinder den konkreten Fragenkatalog. Als sie merkten, dass eine Schulstunde dafür nicht reichen würde, opferten die Schülerinnen ihre große Pause – und überredeten dann noch die Englisch-Lehrerin, eine Stunde weitermachen zu dürfen.

Kurz vor dem Interview gab es dann die Generalprobe. Im Frankfurter Büro der WELT-Gruppe spielte Eigendorf den Banker, die Mädchen durften alle möglichen Fragen stellen. Sinn des Treffens konnte es ja nicht sein, nur vom Papier abzulesen.

Das war dann auch nicht der Fall. Zwar waren Mariska, Jil und Kathleen etwas schüchtern, als Josef Ackermann in der 29. Etage der Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt am Main mit ausgestreckter Hand auf sie zukam. Doch am Konferenztisch verloren sie ihre Scheu. „Gehören Sie auch zu den Besten?“, fragte Jil den Deutsche-Bank-Chef spontan, als dieser hohe Gehälter damit begründete, dass die besten Banker genauso wie Popstars und Sportler viel Geld verdienen wollen. Beinahe hätten die Schülerinnen es geschafft, Ackermann zum Singen zu bringen. Dann winkte er aber ab und verwies darauf, dass ja kein Klavier im Raum stehe. In der Hauptsache ging es um die Finanzkrise – und den Menschen Josef Ackermann.

Jil Giannikos: Herr Ackermann, wenn Bankchefs so klug sind, warum gibt es dann eine Finanzkrise?

Josef Ackermann: Auch Bankchefs sind Menschen. Und Menschen machen Fehler. Selbst kluge Menschen. Das zeigt die Geschichte. Wichtig ist, dass man aus seinen Fehlern lernt. Fortschritt ist ja im Wesentlichen ein ständiges Lernen aus Krisen.

Kathleen Denny: Warum leihen Sie anderen Banken kein Geld mehr? Vertrauen Sie Ihren Kollegen nicht?

Josef Ackermann: Wir wurden weltweit alle überrascht, dass manche Banken so große Risiken eingegangen sind. Und das hat uns vorsichtig werden lassen. Wenn man jemandem Geld geben soll, von dem man nicht genau weiß, ob er stark genug ist, es zurückzuzahlen, dann hält man natürlich die Taschen zu. Deshalb ist es so wichtig, dass der Staat jetzt den Banken Garantien anbietet, im Notfall für die Schulden ?einzustehen. Damit soll der Geldverkehr wieder in Gang gebracht werden.

Mariska Außenhofer: Warum muss der Staat für die Fehler der Banken bezahlen und nicht die Chefs selbst? Sie sind doch schuld an der Krise.

Ackermann: Die Banken tragen sicher eine wesentliche Mitschuld an der Krise, aber sie sind keineswegs allein schuld. Und auch Bankmanager müssen für ihre Fehler bezahlen: Sie bekommen weniger Gehalt, ihr Vermögen schrumpft teilweise deutlich zusammen, oder sie verlieren sogar ihren Arbeitsplatz. Aber die Probleme sind zu schwerwiegend und weitreichend, als dass die Bankmanager sie alleine bewältigen könnten. Dafür sind Banken viel zu zentral für das Funktionieren der gesamten Wirtschaft. Deshalb ist es leider notwendig, dass der Staat hilft. Sonst könnte das gegenseitige Misstrauen alle Banken, auch gesunde, mit in den Abgrund reißen. Und das hätte schlimme Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der gesamten Wirtschaft.?

Kathleen: Warum nehmen Sie dann nicht auch Geld vom Staat?

Ackermann: Weil ich der Meinung bin, dass nur Geld vom Staat nehmen sollte, wer es wirklich braucht. Ich glaube, dass die Deutsche Bank es auch so schaffen kann. Und deshalb sollten wir das versuchen. Denn das ist ja Geld, das letztlich unter anderem eure Eltern als Steuerzahler aufbringen müssen.

Mariska: Werden wir nun alle ärmer?

Ackermann: Viele Menschen fühlen sich jetzt ärmer, weil ihre Vermögen kleiner geworden sind. Zumindest auf dem Papier. Deswegen kaufen sie weniger Autos, Computer oder auch Bankprodukte. Das führt dazu, dass es weniger Arbeit gibt und die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung steigt. Mehr Arbeitslose bedeutet wiederum weniger Konsum und noch mehr Arbeitslose. Das ist eine gefährliche Abwärtsspirale…

Mariska: ?dann wird ja alles immer schlimmer?

Ackermann: Nein, man kann ja etwas dagegen tun. Wenn der Staat jetzt schnell und entschlossen hilft, und das passiert ja auch, wird es hoffentlich bald wieder besser. Gerade wir in Deutschland müssen gar nicht so viel Angst haben. Wir haben eine im Kern gesunde Wirtschaft mit vielen starken Unternehmen, die vergleichsweise gut durch die Krise kommen werden.

Jil: Gibt es denn noch jemanden auf der Welt, der das Ganze überblickt?

Ackermann: Eine einzige Person kann sicher nicht alles überblicken. Dafür ist unsere Welt viel zu komplex geworden. Universalgenies wie Goethe oder Leonardo da Vinci gibt es heute nicht mehr. Wenn wir aber alle unser Wissen und unsere Erfahrungen zusammentragen, können wir gemeinsam das große Ganze schon überblicken.

Kathleen: Am Wochenende treffen sich viele Regierungschefs in Washington zu einem großen Gipfel. Wir haben gehört, das bringt überhaupt gar nichts – außer viel Politikergeschwätz.

Ackermann: Das sehe ich anders. Es ist ganz wichtig, dass sich die wichtigsten Länder der Welt jetzt untereinander austauschen. Selbst wenn dabei nur ein gemeinsames Verständnis der Krise herauskommt, ist schon viel gewonnen. Ich glaube auch nicht, dass jetzt sofort alles besser wird. Aber irgendwann muss der Anfang gemacht werden.

Jil: Haben Sie eigentlich Mitleid mit den Hausbesitzern in den USA, die jetzt im Zelt leben müssen?

Ackermann: Ja, ich finde das schrecklich. Ich habe vor Kurzem in den USA selbst die Fernsehbilder von Menschen gesehen, die ihre Häuser verloren haben und die jetzt in der Wüste in Nevada im Zelt leben. Darunter sind auch viele ältere Menschen und Familien. Diesen Menschen muss geholfen werden.

Kathleen: Sie haben einmal gesagt, dass Sie so viel Geld haben, dass Sie es gar nicht mehr ausgeben können. Warum geben Sie es nicht einfach den Armen?

Ackermann: Ich habe gesagt, dass ich auch mit weniger Geld leben kann, als ich bekomme. Für mich ist es wichtig, ein Leben zu führen, das Bodenhaftung hat. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass ich Geld für soziale Zwecke spende. Aber das muss man ja nicht immer alles an die große Glocke hängen.

Kathleen: Wir haben trotzdem nicht verstanden, warum Sie so viel verdienen und andere so wenig! Im letzten Jahr waren es 14 Millionen Euro.

Ackermann: In diesem Jahr wird es nur ein Bruchteil davon sein. Im Übrigen kann ich nichts Verwerfliches darin sehen, dass jemand viel Geld bekommt – wenn er es verdient, das heißt, Bestleistungen erbringt. Das gilt für Sportler ebenso wie für Popstars oder Bankchefs.

Jil: Sind Sie denn einer der Besten?

Ackermann: Das müssen andere beurteilen. Ich setze mein Gehalt ja auch nicht selbst fest, sondern das macht der Aufsichtsrat.

Jil: Ihr Job besteht vor allem darin, Geld hin und her zu schieben. Würden Sie nicht lieber mal etwas Richtiges machen? Ich meine, etwas bauen oder so?

Ackermann: Banken bauen doch überall mit. Und nicht nur Häuser: Mal sind wir dabei, wenn Autos gebaut werden, dann wieder, wenn es um Computer oder Brücken geht. Wir produzieren nicht selbst, aber wir machen Produktion mit unseren Krediten und sonstigen Finanzierungsinstrumenten möglich. Deswegen ist der Beruf des Bankers so faszinierend, weil er so vielfältig ist.

Mariska: Wer hat denn jetzt mehr Macht: der Chef der Deutschen Bank oder doch unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel?

Ackermann: Die Bundeskanzlerin hat natürlich viel mehr Macht, das zeigt sich jetzt auch in der Finanzkrise. Frau Merkel spricht für Deutschland. Die Deutsche Bank ist zwar eine große Bank, aber doch viel kleiner als Deutschland.

Mariska: Wir haben gelesen, dass Ihr Verhältnis zur Bundeskanzlerin durch die Finanzkrise nicht mehr so gut sein soll. Stimmt das?

Ackermann: Ihr dürft nicht alles glauben, was ihr lest. Ich kenne Frau Merkel seit vielen Jahren. Wir haben ein Vertrauensverhältnis zueinander. Dass wir gelegentlich in Sachfragen einmal unterschiedlicher Meinung sind, ändert daran nichts.

Jil: Wann haben Sie das letzte Mal mit der Kanzlerin telefoniert?

Ackermann: Wir haben erst vor wenigen Tagen miteinander gesprochen.

Jil: Worüber denn?

Ackermann: Das kann ich euch leider nicht sagen. Zu einem Vertrauensverhältnis gehört, dass man den Inhalt solcher Gespräche vertraulich behandelt.

Mariska: Wie gehen Sie damit um, dass Sie für viele der Buhmann sind?

Ackermann: Damit muss man in meiner Position leben können. Banker sind im Moment nicht gerade besonders beliebt. Ich bin der Chef der größten deutschen Bank, da ist es klar, dass ich das Meiste abkriege. Man darf sich dadurch nicht beirren lassen und muss das tun, was man für richtig erachtet. Außerdem: Der Privatmensch und die öffentliche – oder besser noch: veröffentlichte Person – das deckt sich nicht immer.

Kathleen: Hat denn der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank überhaupt noch Freunde?

Ackermann: Ja, sicher. Der aufrichtige Rat von Freunden ist für mich sehr wertvoll. Vor allem die Freunde, die man in der Schulzeit gewinnt, behält man das ganze Leben. Man hat einfach so viel Schönes gemeinsam erlebt: Man hat sich zum ersten Mal verliebt, einen über den Durst getrunken und vieles andere mehr. Meine Klasse aus der Mittelschule trifft sich seit über 40 Jahren jedes Jahr vor Weihnachten zum Abendessen.

Kathleen: Aber ist das nicht traurig, dass Sie Ihre Freunde nur einmal im Jahr sehen?

Ackermann: Das ist ein Preis, den ich bezahlen muss. Wenn man so viel arbeitet und so oft auf Reisen ist, kommen Freunde und Familie zu kurz. Ich bin fast jedes Wochenende unterwegs. Manchmal sitze ich über Wochen jeden Tag im Flugzeug und sehe meine Familie kaum.

Jil: Haben Sie denn dann überhaupt jemals mit Ihrer Tochter Hausaufgaben machen können?

Ackermann: Ja, sogar oft. Sie hat mir, wenn ich in der Welt unterwegs war, die Aufgaben gefaxt und dann habe ich die Mathematik- oder die Lateinhausaufgaben korrigiert.

Mariska: Macht es überhaupt noch Spaß, wenn man so viel unterwegs ist und arbeitet?

Ackermann: Der Beruf des Bankers ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Ich habe immer mit neuen Themen und mit anderen Menschen zu tun – und das rund um die Welt. Heute etwa hatte ich zuerst Besucher aus England bei mir, dann aus Japan, nun seid ihr da, und gleich gehe ich noch zur Bundesbank. Das ist viel Arbeit, aber auch sehr bereichernd.

Jil: Sind Sie manchmal einsam?

Ackermann: Als Chef eines Unternehmens muss man trotz aller Beratung mit Kolleginnen und Kollegen am Ende häufig allein entscheiden, und niemand kann einem die Verantwortung für diese Entscheidung abnehmen. In diesem Moment ist man schon einsam, ja.

Kathleen: Was machen Sie, wenn Sie ganz allein sind und keine Lust haben zu arbeiten?

Ackermann: Dann höre ich sehr gerne vor allem italienische Opernmusik, und ab und zu rauche ich dabei eine Pfeife. Und im Urlaub wandere ich gerne allein am Meer entlang und schaue, wie die Fußtritte im Sand vom Wasser weggespült werden. Dabei kann ich mich sehr gut entspannen.

Kathleen: Singen Sie auch dazu?

Ackermann: Ihr habt offenbar bei der Vorbereitung auf dieses Gespräch irgendwo gelesen, dass ich früher einmal Gesangsstunden genommen habe? Ja, manchmal setze ich mich zu Hause ans Klavier, spiele und singe dazu.

Jil: Wäre jetzt so ein Moment, in dem Sie singen würden?

Ackermann: (lacht) Nein.

Jil: Wieso?

Ackermann: Es fehlt das Klavier.

Mariska: Wann wird alles wieder gut? Ist die Krise nächstes Jahr Ostern vorbei?

Ackermann: Nein. Die Finanzkrise wird uns noch einige Zeit begleiten. Ich glaube, wir werden noch zwei, drei Jahre unter dieser Krise leiden.

Kathleen: Die Deutsche Bank hat 2007 über acht Milliarden Gewinn gemacht. Wird die Bank jemals wieder so viel Geld verdienen können?

Ackermann: Wir hatten 2007 ein außerordentlich gutes Jahr. Das werden wir in diesem und im nächsten Jahr sicher nicht schaffen. Aber die Welt steht nicht still. Sie dreht sich weiter. Heute unter dem Eindruck der Krise erscheint es unrealistisch, dass wir wieder einmal so gute oder vielleicht sogar noch bessere Zahlen vorlegen. Aber ich bin mir sicher: Dieser Tag kommt. Vielleicht sogar schneller, als wir denken.

Mariska: Wird die Deutsche Bank also als Gewinner aus der Krise hervorgehen?

Ackermann: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Position der Deutschen Bank nach dieser Krise stärker sein wird als vorher. Wir sind bisher besser als die meisten anderen Banken durch diese schwierige Zeit gekommen und wir sind auch für die Zukunft richtig aufgestellt.

Jil: Wenn Sie wieder einen Gewinnrekord schaffen: Machen Sie für uns noch einmal das Victory-Zeichen wie vor ein paar Jahren vor Gericht?

Ackermann: Nein. So etwas passiert mir nicht noch einmal.

Mariska: Was war der aufregendste Moment in Ihrem Leben?

Ackermann: Als meine Tochter zur Welt kam. Ja, das war es: diesen kleinen Menschen im Arm zu halten.

Eine Antwort to “Deutsche Bank Chef Ackermann – das ist der Hammer schlechthin!”

  1. […] Ärgerlich wäre es freilich für ihn (und die WamS), wenn wir doch etwas daraus gelernt hätten und gar auch noch durch unser Wahlverhalten erkennen ließen. […]

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