Chronologie der Krise

Wie aus einer Immobilienblase eine Weltwirtschaftskrise wurde…

Archive for 23. November 2007

Freddie Mac und Fannie Mae: "Retter in der Not"?

Posted by hw71 - 23. November 2007

Gefunden bei der ftd.de:

US-Immobilienkrise – Retter in der Not
Vierzig Prozent des ausstehenden Hypothekenvolumens in den USA hat ein etwas eigenartiges Pärchen finanziert oder garantiert: Freddie Mac und Fannie Mae. Nun rücken die Unternehmen in den Fokus. Rufe nach Hilfe durch den Staat könnten angesichts der Immobilienkrise lauter werden.

Die beiden Immobilienfinanzierer arbeiten im öffentlichen Förderauftrag, sie gehören allerdings privaten Aktionären. Es ist kein Wunder, dass beide nun ins Zentrum der amerikanischen Immobilien- und Kreditkrise rücken: Als Krisenopfer, die mit milliardenschweren Verlusten rechnen müssen – aber auch als mögliche Retter, die einen zusammenbrechenden Markt stabilisieren könnten. Wobei Letzteres nur denkbar sein wird, wenn sie finanzielle Unterstützung vom Fiskus erhalten.

Für solche Hilfen fehlt bisher noch die Grundlage, es gibt keine Staatsgarantien für die oft als „halbstaatlich“ bezeichneten Hausfinanzierer. Doch es dürfte nicht mehr lange dauern, bis es in dieser Frage zum heiklen Schwur kommt.

In welchem Ausmaß die Krise zuschlägt, zeigten am Dienstag die Zahlen von Freddie Mac: Milliardenschwere Abschreibungen, ein trüber Ausblick und die Aussicht auf eine Dividendenkürzung ließen die ohnehin schon stark gefallene Aktie noch einmal um mehr als ein Viertel einbrechen. Schlimmer geht’s nimmer, hieß es bei Analysten.

Fast zeitgleich meldete sich allerdings auch einer der großen alten Ökonomen der USA zu Wort: Der Nobelpreisträger Paul A. Samuelson warnte in einem Zeitungsartikel eindringlich davor, die aktuellen volkswirtschaftlichen Absturzgefahren zu unterschätzen. Er plädierte zugleich dafür, im Notfall entschlossen die Zinsen zu senken und Zwangsverkäufe von Häusern zu verhindern – mithilfe von Fannie Mae und Freddie Mac.

Je weiter die Hauspreise fallen, desto größer wird das Loch in deren Bilanzen. Aber desto lauter wird auch der Ruf nach Rettung durch die Politik werden.

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Telepolis: "Wie schlimm wird es werden?"

Posted by hw71 - 23. November 2007

Gefunden bei telepolis:

Wie schlimm wird es werden?

Tomasz Konicz 20.11.2007
In der US-amerikanischen Öffentlichkeit werden längst Umfang und Dauer der kommenden Rezession diskutiert
Eigentlich sei die Rezession in den USA schon da, so die Einschätzung des Wirtschaftsreporters Leonhard Zehr in einem kürzlich publizierten [extern] Artikel. Der berühmte amerikanische Verbraucher, der mit seinem privaten Konsum einen Großteil der Nachfrage der US-Wirtschaft generiert, habe dies noch vor der Wall Street gemerkt, erklärte der seit den 70ern das Wirtschaftsgeschehen kommentierende Zehr. Die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität von Michigan zum Konsumentenvertrauen zitierend, musste dieser Veteran des Wirtschaftsjournalismus sein Gedächtnis doch arg strapazieren, um sich an ähnlich miese Werte erinnern zu können. So seien die Kaufabsichten für „größere Haushaltsgeräte“ der amerikanischen Verbraucher im Jahresvergleich dramatisch zurückgegangen. Es gebe in der dreißigjährigen Geschichte dieser Statistik nur zwei Perioden, die einen ähnlichen Einbruch im Konsumverhalten aufweisen. Das sei im Oktober 2001 und im Oktober 1990 der Fall gewesen, als die amerikanische Ökonomie in eine Rezession schlitterte.

Die Lager sind voll
Diese plötzliche Kaufzurückhaltung der scheinbar nimmermüden US-Konsumenten spiegeln die übervollen Lagerbestände zwischen New York und Los Angeles, die einen essenziellen Indikator einer aufziehenden, klassischen Überproduktionskrise kapitalistischer Ökonomien bilden. Laut der kürzlich von der US-Regierung veröffentlichten Daten nahm der Umfang der Lagerbestände des amerikanischen Großhandels allein im vergangenen September um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Prognostiziert wurden hingegen nur 0,2 Prozent.

Ein vorläufiger Bericht des „Institute for Supply Management“ kommt zum Schluss, dass dieser Trend auch im Oktober anhielt. Demnach seinen die „Hersteller zusehendes besorgt über das Inventarniveau ihrer Kunden [der Großhändler – T.K.], mit wachsenden Vorräten bei einer weiten Anzahl von Sektoren, vom Plastik und Gummiprodukten, bis zu Nahrungsmitteln und Tabak.“

Im vierten Quartal dieses Jahres könnten die ohnehin mageren Wachstumsprognosen der US-Ökonomie durch diesen bislang statistisch unberücksichtigten Warenberg gänzlich nivelliert werden oder gar ins Minus driften. Der Wirtschaftswissenschaftler David Rosenberg beziffert diese zusätzliche, in Lagerhallen verstaubende, unverkaufte Warenmenge auf 18 Milliarden US-Dollar. All diese Güter müssen somit zuerst verkauft werden, bis die gegebene Nachfrage in den entsprechenden Wirtschaftszweigen die tatsächliche Warenproduktion stimuliert. Das Bruttosozialprodukt (BSP) käme dadurch im vierten Quartal „gefährlich nahe an die Kante, es könnte sogar ins Negative“ fallen, so Rosenberg. Die jüngste Konsumschwäche der US-Amerikaner bekommt auch der Einzelhandel zu spüren, da 70 Prozent aller in diesem Sektor tätigen Unternehmen und Konzerne im Oktober enttäuschende Verkaufszahlen aufwiesen, die unter ihren eigenen Erwartungen lagen.

„Recessiontalk“ von NYC bis LA
Angesichts dieser ernsthaften Signale verwundert es kaum, dass die Diskussion über Wahrscheinlichkeit, Ausmaß und Dauer der kommenden Rezession zusehendes über die Spalten der Wirtschaftspresse hinaus zu einem gewichtigen Themenkomplex innerhalb der amerikanischen Öffentlichkeit avanciert. Inzwischen hat die Wirtschaftsentwicklung den Irakkrieg als „größtes Problem“ in der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt Alan Greenspan spricht nur noch davon, dass die US-Ökonomie mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 50 Prozent in eine Rezession rutscht. Der ehemalige Chef der amerikanischen Notenbank (Fed) vergaß nicht, die Hypothekenkrise als die Hauptursache des wahrscheinlichen, konjunkturellen Einbruchs zu erwähnen. Doch seine konkrete Finanzpolitik, die die Förderung variabel verzinslicher Hypotheken beinhaltete und mit einer lang anhaltenden Periode niedrigster Zinsen zum Aufbau des Schuldenbergs privater US-Haushalte beitrug, erwähnte der immer noch beliebte Greenspan hierbei nicht.

Die Los Angeles Times stimmte ihre Leserschaft schon am 12. September in einem Leitartikel auf kommende Wirtschaftsturbulenzen ein. Man gehe von einer längeren Periode langsameren Wachstums aus und da brauche es „nicht viel, um in eine Rezession zu kippen“, erklärten die Autoren. Bis 2009 könne eine solche Schwächeperiode der US-Ökonomie andauern (ist leider nur noch per Bezahlarchiv einsehbar). Das Westküstenblatt gehört mit dieser Einschätzung zu den eher optimistischen Propheten künftiger Wirtschaftsentwicklung. Die New York Times ließ während der ersten heftigen Turbulenzen im August, als Notenbanken zusätzliche Milliarden in die Finanzmärkte pumpen mussten, den Ökonomen Paul Krugman einen Beitrag über „sehr angsteinflüssende Dinge“ schreiben:

Was auf den Weltfinanzmärkten in den letzten Tagen passierte, jagt Ökonomen wirklich Angst ein: Die Liquidität versiegte einfach. Das bedeutet, dass mit bestimmten Waren handelnde Märkte, die gewöhnlich immer aktiv sind – in diesem Fall waren es durch Hypotheken gesicherte Finanzinstrumente – geschlossen werden mussten, weil sie keine Käufer mehr fanden. Dies könnte sich als nur vorübergehende Panik herausstellen. Im schlimmsten Fall aber würde es eine Kettenreaktion platzender Kredite auslösen.

Diese berüchtigten, hochverzinslichen und hochspekulativen „Finanzinstrumente“, die CDOs (Collateralised Debt Obligations), wurden während der Hypothekenbonanza global vom Marktteilnehmer zu Martkteilnehmer nach einer Spekulationsfrist wie heiße Kartoffeln weitergereicht, bis nach dem Platzen dieser Spekulationsblase viele Finanzakteure – von der deutschen Regionalbank bis zum Heuschreckenkonzern – auf ihren „Wertpapieren“ sitzen blieben (Conduits, ABCP-Programme und CDOs). In den CDOs wurden von den Kreditgebern unterschiedlichste Hypotheken zusammengefasst und weiterverkauft, um erneut an Kapital für weitere Hypothekenkredite zu kommen. Dieses finanzwirtschaftliche Perpetuum-Mobile funktionierte wie geschmiert dank der – gelinde gesagt – äußerst großzügigen Bewertung durch die Rating-Agenturen, die selbst den größten Schrott vom hochspekulativen Subprime-Krediten als sicheren Anlagehafen auswiesen. Die Rating-Agenturen verdienten an dem Umsatz mit CDOs wohl zu gut, um wirklich objektiv zu sein.

Eigentlich weiß bis zum heutigen Tag niemand so genau, was in diesen kafkaesk komplexen Finanzdickicht von CDOs so alles verkauft wurde und wer sonst noch auf einstmals milliardenschweren Minen aus unverkäuflichen und wertlosen „Wertpapieren“ sitzt. Parallel zu der steigenden Zahl von Zwangsversteigerungen und geplatzten Träumen vom Eigenheim in den USA gehen auch die überzogenen Renditevorstellungen so manchen „Investors“ wieder zurück ins Reich der Phantasie. Henry Paulson, der derzeitige US-Finanzminister und ehemalige Vorsitzende der Investmentbank Goldman Sachs (einer der Nutznießer der CDO-Blasenbildung), warnte seine ehemaligen Kollegen aus der Finanzbranche vom schweren Zeiten, die auf sie zukommen würden. Die „Vertrauenskrise“ auf den Kreditmarkt werde schwerer wiegen als die finanziellen Schocks der vergangenen zwei Dekaden, zitierte die Financial Times Paulson. Die Unsicherheit hielte länger an als das Getümmel, das der Asienkrise, dem russischen Finanzkrach der 90er und dem lateinamerikanischen Verschuldungshorror der 80er folgte.

Die Auswirkungen der Hypothekenkrise auf die Gesamtwirtschaft der USA können schon jetzt erahnt werden. Am 18. November meldete Goldman Sachs, dass US-Banken durch die Verluste im Subprime-Sektor ihre Kreditvergabe um ca. zwei Billionen US-Dollar reduzieren könnten, was zu einem rapiden [extern] Rückgang der Investitionstätigkeit und einer ausgewachsenen Rezession führen könnte.

Amerikanische Apokalypse oder Weltwirtschaftskrise?
Es geht aber noch apokalyptischer. Während aus der Höhe des Immobilienbooms niemand an dessen Ende denken konnte, so haben jetzt die notorischen Schwarzseher Konjunktur. Futurist Paul Saffo war Berater des Word Economic Forum, er hat eine Stanford-Professur und ist Berater von Konzernen wie Samsung. Für Saffo ist es wahrscheinlich (Video), dass die Vereinigten Staaten als ein einheitliches staatliches Gebilde zur Jahrhundertmitte nicht mehr existieren werden. Die ökonomischen Krisenmomente seinen nur ein erster Schritt in einer langen Entwicklung, die – zusätzlich angetrieben von ökologischen und politischen Problemen – zum staatlichen Verfall und der Ausbildung von Stadtstaaten auf dem Territorium der USA führen werde.

Neben dem Abschwung im Immobilienmarkt und der Hypothekenkrise, die auch zu einem Rückgang der Bautätigkeit, zu restriktiver Kreditvergabe, Massenentlassungen im Bau- und Finanzsektor und der eingangs erwähnten Konsumflaute führen, wird der stetig steigende Ölpreis als ein weiterer Krisenherd angesehen. Ein Ölpreis von über 100 US-Dollar könnte die US-Wirtschaft sehr schnell in eine Rezession stürzen, meldete der Nachrichtendienst Bloomberg am 12. November. Japan und Europa seinen ebenfalls bedroht, da ihre Finanzmärkte durch den Zusammenbruch des Subprime-Hypothekenmarktes in den USA „kontaminiert wurden“.

Derzeit gehen die neusten Prognosen immer von einem Wachstum der US-Ökonomie im vierten Quartal 2007 von 1,5 Prozent aus, während das dritte Quartal noch eine Zunahme des Bruttosozialprodukts von 3,9 Prozent aufweisen konnte. Dieses solide Wachstum zwischen Juli und September ist hauptsächlich den durch die Fed gesenkten Zinsen und dem hierdurch fallenden Dollar zuzuschreiben, wodurch US-Produkte tatsächlich konkurrenzfähiger wurden und die Exporte der USA ansteigen (Kommt das „europäische Zeitalter“?).

Der derzeitige Notenbankchef Ben Bernanke und die Fed befinden sich in einer Zwickmühle: Falls Sie die Zinsen weiter senken, könnten sie eine massive, panikartige Fluchtbewegung von Anlegern und asiatischen Notenbanken – die inzwischen Billionenbeträge an Dollar gehortet haben – aus der Weltleitwährung auslösen und somit das Weltfinanzsystem nachhaltig beschädigen. Chinesische Finanzpolitiker erklärten bereits Anfang November, dass die Schwäche des Greenback sie dazu verleiten könnte, ihre Devisenreserven in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar in andere Währungen wie dem Euro zu überführen. Der Dollar sei dabei, seinen „Status als die Weltwährung zu verlieren.“ Wenn aber die Fed die Zinsen zu hoch hält, würgt sie die Inlandskonjunktur der USA endgültig ab. Bernanke scheint sich für eine expansive Geldpolitik entscheiden zu haben und die Notenpressen weiterhin heißlaufen zu lassen, sowie den Weltmarkt weiterhin mit US-Dollar zu überschwemmen. Kreative Methoden expansiver Geldpolitik hat der jetzige Fed-Chef schon während seiner akademischen Laufbahn erörtert:

  • So regte er einst als Wirtschaftsprofessor der Eliteuniversität Princeton an, einfach neues Geld zu drucken und es aus Hubschraubern über den USA abzuwerfen. Diese ungewöhnliche Geldpolitik brachte ihm unter Kollegen den Spitznamen „Helikopter Ben“ ein.

Begleitet von einem heftig knarrenden, wenn nicht gar einstürzenden Finanzüberbau, geht eine weltökonomische Ära zu Ende, in der die Vereinigten Staaten als konjunkturelle Lokomotive der Weltwirtschaft fungierten. Die hochdefizitäre US-Wirtschaft, die mit nahezu jeder Weltregion ein Handelsdefizit aufweist, verschlang einem Schwarzen Loch gleich die Überschussproduktion der exportfixierten Nationen und Regionen Asiens und Europas – hier insbesondere des „Exportweltmeisters Deutschland“, dessen Exportwirtschaft ihre „Erfolge“ auf den Weltmarkt durch ein sinkendes Lohnniveau und massiven Sozialabbau erkaufte. Die USA sind nach dem EU-Raum der zweitgrößte Handelspartner der BRD. Doch diese guten Zeiten für Deutschlands exportorientierte Konzerne könnten nun vorbei sein, denn die USA werden als Absatzmarkt deutscher Luxusschlitten künftig keine solch herausragende Rolle mehr spielen.

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Bankenkrise: keine weiteren Hilfen für IKB-Bank

Posted by hw71 - 23. November 2007

Gefunden bei ftd.de:

Banken lehnen erneute Hilfe für IKB ab
Die angeschlagene Mittelstandsbank IKB kann einem Zeitungsbericht zufolge nicht mit weiterer Hilfe jener Banken und Sparkassen rechnen, die das Institut im Sommer vor dem Aus bewahrt hatten. Ob die IKB weitere Finanzspritzen benötigt, ist unklar.

Im Kreis der an der Rettungsaktion beteiligten Banken zeichne sich derzeit keine Bereitschaft ab, der von der US-Hypothekenkrise getroffenen IKB über den vereinbarten Rahmen hinaus unter die Arme zu greifen, berichtete die „Börsen-Zeitung“ am Freitag. Bei einem Treffen der Institute am Donnerstag sei jedoch auch nicht nachgewiesen worden, dass der Mittelstandsfinanzierer weiteres Geld benötige, schrieb das Blatt und berief sich dabei auf Teilnehmerkreise.

Die IKB hatte sich am US-Hypothekenmarkt verspekuliert und musste vor einer Pleite gerettet werden. Vergangene Woche wurde bekannt, dass das im Sommer vereinbarte 3,5 Mrd. Euro schwere Rettungspaket möglicherweise nicht ausreicht. Es gebe neue millionenschwere Risiken, „die noch nicht realisiert sind, aber auftreten können“, verlautete aus Finanzkreisen.

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Artikel von boerse.ard.de zum "starken Euro"…

Posted by hw71 - 23. November 2007

Mit einem vielversprechenden Anspruch fängt der nachfolgende Artikel von boerse.ard.de an:

Seit Monaten ist der Euro im Aufwind. Was treibt ihn an, und was bedeutet ein starker Euro für Verbraucher, Unternehmen und Konjunktur?

Da war ich sehr gespannt, was die Redaktion von boerse.ard.de da an Gründen für den starken Euro ausgegraben hat. Nun, nach durchlesen des Artikels muss ich sagen, dass ich froh bin, mich nicht (mehr) ausschließlich auf die „Mainstreampresse“ zu verlassen! Kein Wort zu Verwerfungen am amerikanischen Immobilienmarkt, Kreditkrise, Subprime-Desaster o.ä.! Stattdessen wird die „gute Konjunktur“ im Euroland u.ä. als Erklärung geliefert…

23.11.2007 16:53
Der Euro – Fragen und Antworten
von Detlev Landmesser
Seit Monaten ist der Euro im Aufwind. Was treibt ihn an, und was bedeutet ein starker Euro für Verbraucher, Unternehmen und Konjunktur? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für Sie zusammengestellt.

Wem nützt der starke Euro?
Für Urlauber ist ein starker Euro bares Geld wert: Je höher der Wechselkurs, desto mehr ausländische Währung können sie pro Euro eintauschen – und umso billiger in New York, Zürich, Bangkok oder Sydney einkaufen.

Auch Importeure freuen sich über einen hohen Euro-Kurs: Sie können die Güter im Ausland günstiger produzieren oder einkaufen und so ihre Gewinnspanne erhöhen.

Von einem starken Euro profitiert auch die US-Wirtschaft, und damit bis zu einem gewissen Grad auch die gesamte Weltwirtschaft. US-Industriegüter werden auf dem Weltmarkt, aber auch im eigenen Land konkurrenzfähiger.

Wem schadet der starke Euro?
Die Exporteure haben ihre liebe Not mit einem hohen Euro-Wechselkurs: Für jeden eingenommenen Dollar oder Yen erlösen sie dann einen niedrigeren Euro-Betrag. Das macht Preissenkungen im Ausland schwieriger – europäische Exporteure büßen also an Wettbewerbsfähigkeit ein.

Auch Investoren, die ihr Geld außerhalb der Eurozone anlegen, werden von einem starken Euro geschröpft: Der Verfall der Auslandswährung kann etwaige Kursgewinne auffressen oder gar überkompensieren.

Wo liegt die Schmerzgrenze für die deutsche Wirtschaft?
Mit dieser Frage tun sich Experten stets schwer. Sicher ist, dass die Branchen verschieden empfindlich sind, je nach Exportanteil und Anteil der im Ausland bezogenen Vorprodukte. Sicher ist auch, dass die Schmerzgrenze in den vergangenen Jahren immer höher geworden ist. War lange von etwa 1,30 Dollar die Rede, greifen mittlerweile viele Exporteure erst seit einem Stand von etwa 1,45 Dollar in die Jammerharfe.

Das liegt zum einen an der robusten Weltkonjunktur sowie der gestiegenen Kosteneffizienz deutscher Produzenten. Außerdem sichern sich deutsche Unternehmen immer professioneller am Terminmarkt gegen Wechselkursschwankungen ab.

Was kann die EZB gegen den starken Euro tun?
Mit ihren Leitzinsen hat die Europäische Zentralbank ein wirksames Mittel in der Hand, den Wechselkurs des Euro zu beeinflussen – theoretisch, denn ihre Aufgabe bezieht sich vorrangig auf die Stabilität des Euro im Inland, nicht auf dessen Außenwert. In jedem Fall belastet eine Leitzinssenkung den Wechselkurs des Euro, weil dieser als Anlagewährung tendenziell unattraktiver wird. Ein weiterer Effekt ist aber nicht zu unterschätzen: Sinkende Zinsen kurbeln die Konjunktur an – was wiederum den Euro stützt. Ein weiteres Mittel der Notenbank sind Interventionen am Devisenmarkt, um unerwünschte Kursentwicklungen zu bremsen. Dieses Mittel hat die EZB aber bisher nur angewendet, als der Euro im Herbst 2000 unter unter 0,85 Dollar fiel.

Bedeutet ein starker Euro weniger Inflation?
Tendenziell ja: Schließlich müssen Importeure im Ausland weniger bezahlen und können ihre Waren im Inland günstiger anbieten – die Preise stehen von dieser Seite also unter Druck. Andererseits geht ein starker Euro meist mit einer guten Inlandskonjunktur einher – die wiederum die Inflation anheizt.

Was treibt den Euro-Kurs?
Als wichtigste Kurstreiber lassen sich die Konjunktur, die Zinsentwicklung sowie politische Einflüsse ausmachen. Brummt die Konjunktur in Euroland, wird zugleich mehr exportiert, was die Euro-Nachfrage am Devisenmarkt ankurbelt. Außerdem wird die Eurozone als Investitionsziel verlockender. Je höher das Zinsniveau in der Eurozone, desto attraktiver wird der Euro tendenziell als Anlagewährung. Die Politik spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle: Die Haushaltspolitik der EU-Staaten mag zwar kein übermäßiges Vertrauen erwecken – das Finanzgebaren anderer Nationen lässt die Eurozone aber vergleichsweise gut aussehen.

Löst der Euro den Dollar als Welt-Reservewährung ab?
Dieser Eindruck mag angesichts des Dollar-Verfalls entstehen – doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Der Dollar-Anteil der weltweiten Zentralbankreserven wird noch immer auf rund 66 Prozent geschätzt. Zweifellos diversifizieren viele Zentralbanken der Welt ihre Reserven zunehmend zu Gunsten des Euro – teils aus rein politischen Gründen, weil die Reputation der USA in manchen Weltgegenden gelitten hat. Dieser Trend kann sich aber auch wieder umkehren. In der Vergangenheit hat die US-Wirtschaft auch immer wieder Stärke bewiesen – so wäre es reichlich verfrüht, die Leitwährung US-Dollar abzuschreiben.

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Kreditkrise: die Probleme von Cerberus mit Chrysler…

Posted by hw71 - 23. November 2007

Wie schon öfter angedeutet laufen fremdfinanzierte Übernahmen (sogenannte „Leveraged Buyouts„, LBOs) momentan nicht wirklich gut. Für unzählige Kredite haben die banken bis heute keine Käufer gefunden und deshalb landen diese in den Büchern der Banken.
Ein prominentes Beispiel für dieses Problem: der Finanzinvestor „Cerberus“, der im Mai die Mehrheit an Chrysler erworben hat.
Seither versuchte Cerberus (bzw. die dazu beauftragten Banken JP Morgan Chase, Bear Stearns, Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley) zweimal erfolglos, Anleihen i.H.v. 4 Milliarden USD am Markt unterzubringen…

Gefunden bei der sueddeutsche.de:

Cerberus
Die Qualen des Höllenhundes

Der neue Chrysler-Eigner Cerberus wird demnächst wohl auf den von Daimler zugesagten Milliardenkredit zurückgreifen müssen. Die Geschäfte laufen derzeit schlecht beim „Höllenhund“.

Der Rückgriff auf Daimler sei Folge der schleppenden Platzierung der zur Refinanzierung der Chrysler-Übernahme geplanten Anleihen, berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf beteiligte Personen in den USA.

Die beauftragten Investmentbanken hätten die Platzierung von Chrysler-Anleihen in Höhe von vier Milliarden US-Dollar verschoben, nachdem bis zum Ende der Angebotsfrist am Montag kaum Kaufinteresse vorgelegen habe.

Die Platzierung sollen JP Morgan, Bear Stearns, Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley vornehmen.

„Noch nicht angefordert“

Cerberus – der Name steht in der griechischen Mythologie für einen dreiköpfigen Höllenhund – werde voraussichtlich bald auf den von der einstigen Chrysler-Mutter Daimler zugesagten Kredit über 1,5 Milliarden Dollar zurückgreifen.

„Bislang ist dieses Geld noch nicht angefordert worden“, sagte aber eine Daimler-Sprecherin dem Blatt. Die Auszahlung wäre wegen der guten Liquidität von Daimler kein Problem. Der Kredit würde zudem zu marktüblichen Konditionen verzinst, hieß es.

Bereits im Juli war ein Versuch gescheitert, Schulden von Chrysler am Markt zu verkaufen.

Auch bei anderen Transaktionen hat sich Cerberus offenbar verhoben. Reihenweise muss der Finanzinvestor Milliardenprojekte abblasen.

Zuletzt hatte sich Cerberus ohne Angabe von Gründen aus einem im Juli vereinbarten Kaufvertrag mit United Rentals zurückgezogen. Der größte US-Maschinenvermieter besteht jedoch auf der vereinbarten Übernahme und hat nun gegen einen Rückzug vom vier Milliarden Dollar schweren Kauf geklagt.

United war zuvor nicht bereit, mit Cerberus neue Konditionen für das Geschäft auszuhandeln. Cerberus will aber offenbar lieber die Konventionalstrafe von 100 Millionen Dollar in Kauf nehmen, als den Vertrag zu erfüllen.

Auch das fast neun Milliarden schwere Übernahmeabkommen mit Affiliated Computer Services will Cerberus nicht erfüllen, da eine Fremdfinanzierung nicht möglich ist.

Überdies will der Finanzinvestor einem Medienbericht zufolge nicht mehr für die angeschlagene britische Hypothekenbank Northern Rock bieten.

Der Grund seien vor allem hohe Belastungen für Cerberus durch die 51-prozentige Beteiligung an GMAC, ehemals die Finanzierungssparte des Autobauers General Motors.

Auch eine Reihe anderer prominenter Finanzinvestoren will sich aus bereits vereinbarten Käufen zurückziehen oder den Preis neu verhandeln.

(sueddeutsche.de/Reuters/dpa/hgn/mah)

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Dollar: Der Mythos verblasst…

Posted by hw71 - 23. November 2007

In der Süddeutschen Zeitung gab es die vergangenen Tage einige interessante Artikel zum aktuellen Dollarverfall. Um nicht unnötig Postings zu „schinden“, fasse ich diese hier zusammen.

Das Dilemma der Scheichs

Die einst bärenstarke US-Währung wird immer schwächer. Das bereitet Schwellenländern und Ölstaaten Probleme.
Von Moritz Koch

Der schwächelnde Dollar beunruhigt nicht nur Europas Exporteure. Die Regierungen vieler Schwellenländer fürchten, dass sie die größten Verlierer der Greenback-Krise sein werden.

Der Grund dafür ist eine Wechselkurspolitik, die den Amerikanern auf der einen und den Asiaten und Arabern auf der anderen Seite über Jahre hinweg zum gegenseitigen Vorteil gereicht hat, nun aber die Schwellenländer mit der Wahl zwischen zwei Übeln konfrontiert: Inflation oder Kapitalverlust.

Die aufstrebenden Nationen Asiens und die Ölproduzenten im Nahen Osten haben ihre Währungen an den Dollar gekoppelt. So machten sie ihre Produkte in den USA billiger und beflügelten ihre Exporte.

Dafür kauften sie US-Schuldverschreibungen, finanzierten so Teile des amerikanischen Konsums und gaben die Souveränität über ihre Zinspolitik auf: Senken die Amerikaner den Preis für Kredite, wie jetzt wegen der Hypothekenkrise, müssen die Schwellenländer nachziehen, um eine Aufwertung ihrer Währung zu verhindern.

Ende der Dollarbindung wäre sinnvoll

Doch was den USA gut tut, ist für Schwellenländer nicht länger das richtige Konjunktur-Rezept: Der dortige Boom hat die Inflation befeuert. Eigentlich wären nun höhere Zinsen und ein Ende der Dollarbindung geboten.

Nur sind da noch die riesigen Devisenreserven, die die Länder angehäuft haben. Eine Aufwertung der heimischen Währung würde unmittelbar den Wert der Ersparnisse schmälern.

Einen Gegenwert von 5700 Milliarden Dollar haben die globalen Devisenvorräte inzwischen, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF). Ein Großteil davon soll in Dollar-Anlagen investiert sein. Allein China, Japan, Taiwan, Süd-Korea, Russland und Indien haben zwei Drittel der weltweiten Reserven gehortet.

Mit ihrer Hamsterstrategie folgten die Länder einem Rat der Weltbank und des IWF: Die Finanzkrisen der späten neunziger Jahre hätten gezeigt, dass Länder sparen müssen, um gegen die Launen der freien Kapitalmärkte gewappnet zu sein.

Doch was als Polster gedacht war, wird nun zur Belastung: China etwa hält nach offiziellen Angaben Devisen im Gegenwert von fast 1500 Milliarden Dollar (Tabelle). Zwar schweigen die Chinesen über die Komposition ihres Währungskorbs. Doch Experten vermuten, dass sie mehr als 60 Prozent in Dollar-Anlagen halten.

Auf dieser Basis hat der Ökonom Nouriel Roubini folgende Rechnung aufgestellt: Wenn der Dollar ein Drittel seines Wertes gegenüber dem Renminbi einbüßt, verpufft in den Büchern der chinesischen Zentralbank Kapital im Wert von mehr als 15 Prozent des chinesischen Inlandsprodukts.

Um die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, haben die Chinesen begonnen, größere Teile der monatlich neu angehäuften Reserven in Euro, Pfund und Yen anzulegen. Auch deswegen ist der Renminbi seit 2005 um etwa acht Prozent gegenüber der US-Währung gestiegen.

„Niemals zuvor so unter Druck“
Doch das sei nicht genug, um die wahre Kraft der chinesischen Währung widerzuspiegeln, urteilen Experten. Zudem erhöhten die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen das Risiko von faulen Krediten im Bankensektor.

Kein Wunder also, dass Chinas Führung ihre Sorgen über den Dollar immer deutlicher formuliert. Erst am Montag sagte Premierminister Wen Jiabao: „Niemals zuvor standen wir unter so einem Druck.“

Die Ölexporteure haben mit dem selben Problem zu kämpfen. Da Öl in Dollar gehandelt wird, halten auch sie große Greenback-Depots, die zunehmend zur Last werden. Der Opec-Ökonom Mohammad Mazraati schätzt, dass die Opec-Staaten zwischen 1970 und 2004 etwa 73Prozent ihres nominalen Öleinkommens durch Inflation und Dollarabwertung verloren hätten.

Somit überraschen auch die Pläne von Venezuelas Präsident Hugo Chavez nicht, Öl künftig in anderen Währungen zu handeln. Doch ein Ausweg aus dem Dollar-Dilemma sind sie nicht: Je nervöser die Opec reagiert, desto tiefer fällt der Dollar. Und umso wertloser werden die eigenen Reserven.

(SZ vom 22.11.2007/sms)

Der Mythos verblasst

Der schwache Dollar ist nicht nur Diagnose, sondern auch Teil der Therapie: US-Exporte werden billiger, Importe teurer – beides dürfte das milliardenschwere Handelsdefizit verringern.
Ein Kommentar von Nikolaus Piper

Wer eine Währung kauft, erwirbt Ansprüche an eine Volkswirtschaft. Ein Euro repräsentiert ein Stück Europa, ein Franken ein Stück Schweiz, ein Dollar ein Stück Amerika. Im Kurs einer Währung drückt sich daher auch die Meinung von Käufern und Verkäufern über die dahinterstehende Wirtschaft aus.

Was die wichtigste Währung der Welt, den Dollar, betrifft, ist diese Meinung derzeit verheerend. Seit Jahresbeginn hat der Euro mehr als 13 Prozent gewonnen und dürfte demnächst die Schwelle von 1,50 Dollar erreichen; die US-Währung drohte zeitweise ins Bodenlose zu stürzen. Die chinesische Notenbank prüft, ob sie nicht einen Teil ihrer Währungsreserven in Euro umschichten sollte, Öl-Scheichtümer stellen die Bindung ihrer Währungen an den Dollar in Frage.

Der Verfall der US-Währung hat politische und ökonomische Implikationen weit über die derzeitige Finanzmarktkrise hinaus. Bis vor kurzem konnten es amerikanische Politiker mit dem früheren Finanzminister John Connally halten, der seinen europäischen Kollegen einmal sagte: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.“ So verbrauchen die Amerikaner seit Jahrzehnten viel mehr als sie produzieren. Das US-Leistungsbilanzdefizit hat sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht, eine Zahl, bei der in anderen Ländern längst massive Kapitalflucht eingesetzt hätte. Die USA hielten das aus, weil sie sich in der eigenen Währung verschulden konnten. Die Wirtschaft war so dynamisch und die Finanzmärkte waren so leistungsfähig, dass Ausländer mit Freuden ihr Geld nach New York, San Francisco und Houston trugen und so das Defizit finanzierten.

Das hat sich in diesem Sommer geändert. Viele Anleger haben Angst vor einer Rezession in Amerika und, wichtiger noch, sie zweifeln, ob ihr Geld bei der Supermacht wirklich gut aufgehoben ist. Das hat auch mit dem Terrorismus zu tun. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatte der US-Notenbankpräsident Alan Greenspan die Zinsen stark gesenkt und so eine Panik verhindert. Der Schritt war richtig, doch blieb Greenspan bei der Politik des billigen Geldes auch noch, als die Wirtschaft längst wieder boomte. Damit machte er allerhand Exzesse am Kreditmarkt möglich, absurde Hypothekendarlehen an arme Familien zum Beispiel oder Firmenübernahmen fast ohne Eigenkapital.

Üble Praktiken aufgedeckt
In der Kreditkrise sind solch üble Praktiken aufgeflogen. Die größte Bank Amerikas, die Citigroup, hat sich heftig verspekuliert und sucht jetzt einen neuen Chef. Bei vielen Instituten sind erhebliche Mängel im Risikomanagement aufgetreten. All das drückt den Dollar. Dazu kommt die Führungsschwäche in Washington. Ein Präsident, der sich in einen Krieg verstrickt hat und dem die eigenen Leute davonlaufen, weckt kaum Vertrauen.

Gemessen an der Kaufkraft ist der Dollar heute um 25 Prozent unterbewertet. Solche Zahlen verleiten manch einen zu vorschnellen Schlüssen. Nicht nur Amerika-Feinde wie die Präsidenten von Iran und Venezuela, Ahmadinedschad und Chavez, verhöhnen jetzt die Vereinigten Staaten, auch in Europa träumen manche vom Ende der Supermacht. Sie sollten sich daran erinnern, dass es gerade einmal sieben Jahre her ist, als man für einen Euro 82 US-Cents bekam und über ein Ende der europäischen Gemeinschaftswährung spekuliert wurde. Das stand damals genauso wenig an wie heute der Niedergang Amerikas. Wohl aber dürfte der Dollar seine Rolle als inoffizielle Leitwährung der Welt verlieren. Wenn der Abschied nicht zu abrupt ausfällt, wäre dies eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft – und für die USA.

Zunächst einmal ist der schwache Dollar nicht nur Diagnose, sondern auch Teil der Therapie. US-Exporte werden billiger, Importe teurer – beides wird das Handelsdefizit verringern. Einige gefährliche Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft dürften sich jetzt leichter beheben lassen. China hat seine Währung immer noch an den Dollar gebunden, weil die Führung in Peking hofft, mittels eines unterbewerteten Renminbi den Exportboom aufrechterhalten zu können. Je billiger der Dollar wird, desto mehr steigt die importierte Inflation in China und so der Druck, zu einer verantwortungsvollen Währungspolitik überzugehen. Der Euro wird den Dollar zwar nicht ablösen, dessen Rolle als zweitwichtigste Währung dürfte aber stärker werden.

Auch in einem multipolaren Weltwährungssystem werden die USA eine Wirtschaftssupermacht bleiben – vorausgesetzt, ihre Politiker ziehen die richtigen Schlüsse: Sie müssen die hausgemachten Probleme selbst lösen, ohne auf unbegrenzten Kredit in der Welt bauen zu können. Kurzfristig stehen dabei eine verbesserte Finanzmarktregulierung und Hilfen für betrogene Hypothekenschuldner an. Noch wichtiger ist mittelfristig die Sanierung des Staatshaushalts. Ähnlich wie in Deutschland drohen in Amerika die sozialen Sicherungssysteme unter der Last der demographischen Veränderung zusammenzubrechen. Die Regierung von George W. Bush hat die Probleme ignoriert, Geld schien ja keine Rolle zu spielen. Der nächste Präsident oder die Präsidentin könnten das Drama um den Dollar nutzen, um die nötigen, unpopulären Schritte durchzusetzen.

(SZ vom 23.11.2007/mah)

Leitwährung in der Krise
Ein Nachruf auf den Dollar

Für eine Handvoll Dollar konnte man früher nicht nur im Wilden Westen fast alles bekommen. Das hat sich geändert, der rapide Verfall des Wertes in den letzten Wochen ist dafür nur ein Zeichen. Sicher ist: Wer sich auf die Stärke der einstigen Leitwährung verließ, der ist verlassen.
Von Jörg Häntzschel

D-Mark? Lire? Franc? Das waren banale Zahlungsmittel für Krämerseelen, gut, um eine Schachtel Zigaretten oder eine Zeitung zu zahlen. Der Dollar hingegen ist die Währung, deren Kurs immer höher stand als der aufgedruckte Nennwert. Seiner Bedeutung als Leitwährung entsprach eine ebenso bedeutende symbolische Rolle: Der Dollar stand für den Traum von einem Reichtum, mit dem man Freiheit bezahlen konnte. Und die Macht und Potenz, die damit einhergehen.

Ein dicker Dollarstapel in der Hose, so demonstrieren es unendlich viele Filmhelden, genügt, um sich die Welt gefügig zu machen. Schon die Häufigkeit allein, mit der Dollarscheine im amerikanischen Film zu sehen sind, ist bemerkenswert.

Während im europäischen Film das Geld zum Verschwinden neigt, auf die Bank getragen oder gehamstert wird, führen Amerikas Filmhelden einen faszinierenden wie schockierenden Umgang mit dem Geld vor: Es will ausgegeben werden, denn mit jedem verteilten Schein wächst der Ruhm und die Größe seines ehemaligen Besitzers. In Amerikas Kultur, das entdeckten die Europäer im Kino, durfte ungehemmt über Geld geredet, ungehemmt mit Geld spekuliert werden.

Schon die Filmtitel – „Für eine Handvoll Dollar“, „The Six Million Dollar Man“ oder einfach „$“ (1971, mit Warren Beatty) – machten das deutlich. Die wahre Natur des Dollars zeigt sich denn auch in den unzähligen filmischen Pokerrunden. Die ganze Dollar-Ökonomie und mit ihr der amerikanische Way of Life folgte dem befreienden wie schockierenden Prinzip des Glücksspiels. Kurz: Der Dollar steht nicht nur für Geld, sondern für viel, für unendlich viel Geld.

Onkel Dagoberts ekstatische Kopfsprünge in die Berge von Scheinen, die sein „Geldspeicher“ enthält, machen sämtliche Kinder der westlichen Welt seit Jahrzehnten damit vertraut. Und wenn sie zu alt für die „Mickey Maus“-Comics sind, erzählt das Kino das Märchen von den mythischen Dollarscheinen weiter.

In jedem dritten Hollywood-Film wechseln Koffer voller Geld die Besitzer. Genau wie für Dagobert, der sein Bad in Banknoten immer als „erfrischend“ bezeichnet und dessen Verklärung sich sogar durch die Dollarzeichen in seinen Augen spiegelt, kommt dem durch und durch abstrakten Geld eine physische Qualität zu.

Dollars im Kino beeindrucken nicht durch die Zahl der Nullen, die daraufgedruckt sind, sondern durch Menge und Gewicht. Eines der klassischen Bilder Hollywoods zeigt den Gangster, der einen der vielen Stapel in die Hand nimmt und die Scheine wie ein Daumenkino durch seine Finger laufen lässt. In diesem Moment ist der Traum wahr geworden: Das Geld, das zuvor penibel gezählt werden musste, ist zu einer unerschöpflichen Ressource geworden, wie Luft oder Wasser. Es wird in die Höhe geworfen und schneit wie Konfetti zu Boden.

Der Dollar als Ikone des 20. Jahrhunderts
Doch in dieser ejakulativen Feier des Mythos Dollar zeichnet sich schon die depressive Ernüchterung ab, die folgen muss: Je mehr Geld, desto wertloser ist es und desto überforderter seine neuen Besitzer.

In der Kunst taucht der Dollar schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Motiv auf. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, als die Währung schwächer war denn je, malten Künstler wie William Michael Harnett Dollarnoten in Trompe-l’œuil-Technik, die wirkten, als seien sie schon durch Tausende Hände gegangen – und wurden dafür prompt als Geldfälscher verfolgt.

Viel später, mit der Pop Art, kehrte der Dollar als Motiv zurück. Andy Warhol hatte ursprünglich vorgeschlagen, die Scheine selbst als Kunstwerk aufzuhängen: „Wenn jemand zu Besuch kommt, sieht er als Erstes das Geld an der Wand.“ Dann druckte er aber doch seine eigenen Exemplare, zum Beispiel „Eighty 2-Dollar Bills, Front and Rear“ – ein logischer Schritt, nachdem er Suppendosen und Schachteln von Topfreinigern auf die Leinwand gebracht hatte.

Auch der Dollar ist nur eine Marke, eine graphische Ikone seiner Zeit. Der abstrakte Wert des Kunstwerks überstieg den abstrakten Wert der Banknoten fast augenblicklich. Auch Robert Rauschenberg, Edward Kienholz und viele andere zitieren den Dollar in ihren Werken. Demgegenüber steht die Ikonographie von HipHop und Rap mit ihren Darstellungen eines krassen, provozierenden Materialismus. Das $-Zeichen in Gold wird dort getragen wie einst das Kruzifix.

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Bloomberg: Weltweiter derivaten-Markt jetzt bei $516 Trillionen

Posted by hw71 - 23. November 2007

Gefunden bei bloomberg.com:

Global Derivatives Market Expands to $516 Trillion (Update1)

By Kabir Chibber

Nov. 22 (Bloomberg) — The market for derivatives grew at the fastest pace in at least nine years to $516 trillion in the first half of 2007, the Bank for International Settlements said.

Credit-default swaps, contracts designed to protect investors against default and used to speculate on credit quality, led the increase, expanding 49 percent to cover a notional $43 trillion of debt in the six months ended June 30, the BIS said in a report published late yesterday.

Derivatives of debt, currencies, commodities, stocks and interest rates rose 25 percent from the previous six months, the biggest jump since the Basel, Switzerland-based bank began compiling the data. Investors have been turning to credit derivatives as a way to speculate on a growing risk of defaults amid record U.S. mortgage foreclosures.

„The pace of increase in the credit segment outstripped the rises in other risk categories,“ Christian Upper, a BIS analyst in Basel, wrote in the report. Credit-default swaps are „the dominant instrument,“ accounting for 88 percent of credit derivatives, the BIS said.

The money at risk through credit-default swaps increased 145 percent from last year to $721 billion, the report said. The amount at stake in the entire derivatives market is $11.1 trillion, according to the BIS, which was formed in 1930 to monitor financial markets and regulate banks.

Interest Rates

Derivatives are financial instruments derived from stocks, bonds, loans, currencies and commodities, or linked to specific events like changes in interest rates or the weather. The report is based on contracts traded outside of exchanges in over-the- counter market.

Increased trading pushed ICAP Plc to a record this week as the world’s largest broker of transactions between banks reported a 34 percent increase in net income to 80.1 million pounds ($164.4 million). The London-based company, which profits when prices fluctuate, handled a record amount of transactions as financial institutions bet on or hedged against losses linked to home loans.

The Markit CDX North American Index of credit-default swaps on 125 investment-grade rated companies has almost tripled since February to 90 basis points from 33.

Buyers of credit-default swaps receive the face value of underlying debt in the event of nonpayment, in return for the defaulted securities or cash equivalent. A basis point increase in the cost of a contract covering $10 million of debt is equivalent to $1,000 a year.

Interest Rates

Interest-rate derivatives remained the largest part of the market, gaining 19 percent to $347 trillion outstanding by June, the report said. Single currency interest-rate swaps made up 79 percent of the market.

Foreign exchange derivatives grew by 21 percent to $49 trillion as the dollar declined 2.5 percent against the euro in the first half. Contracts on the Swiss franc increased 32 percent, trailed by 27 percent increases in both the U.K. pound and the Canadian dollar contracts, the BIS said.

Equity market derivatives grew by 23 percent in the first half to $9 trillion. Growth was highest in Latin America equity derivatives at 43 percent and lowest in Japan at 6 percent. Japan’s Nikkei 225 index rose 4.8 percent during the period while the MSCI Latin America index increased 25 percent.

To contact the reporter on this story: Kabir Chibber in London at kchibber@bloomberg.net
Last Updated: November 22, 2007 07:53 EST

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Northern Rock: Rückzahlung der Notkredite in Gefahr!

Posted by hw71 - 23. November 2007

Es ist lange her, dass ich etwas bzgl. Northern Rock gepostet habe. Nun scheinen die Probleme dort allerdings eine neue Qualität zu bekommen.

Gefunden bei cash.ch:

PRESSE/Northern Rock-Rückzahlung der Notkredite in Gefahr
23.11 10:36

LONDON (AWP International) – Bei der angeschlagenen britischen Hypothekenbank Northern Rock ist einem Pressebericht zufolge die Rückzahlung der Milliardenkredite an die Bank von England gefährdet. Wie die Tageszeitung, «The Guardian», am Freitag unter Berufung auf die Bankenbücher berichtet, ist Northern Rock über einen Übersee-Gesellschaft mit 53 Milliarden Pfund in Hypotheken engagiert. Diese Hypotheken hätten als Sicherheit für eine Anleihe der Bank gedient.

Damit ist dem Bericht zufolge die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass die Bank die von der Notenbank geliehenen 23 Milliarden Pfund zurückzahlen kann. Zudem sieht die Zeitung Schwächen im Portfolio der Bank. Der Anteil von Hypothekendarlehen über mehr als 90 Prozent des Häuserpreises sei innerhalb von drei Jahren von 2,7 Milliarden auf 16 Milliarden Pfund gestiegen. 2.500 Darlehen überstiegen sogar den Wert der Immobilien./FX/fn/ep

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Handelsblatt: Covered Bonds / "Banken steuern auf Liquiditätsengpass zu"

Posted by hw71 - 23. November 2007

Wie im Post „Krise breitet sich aus / Interbanken-Handel mit Pfandbriefen eingestellt!“ gestern bereits erwähnt, gibt es aktuell ein weiteres Problem, dass die Finanzkrise anheizen könnte. Nun gibt es dazu auch einen interessanten Artikel aus dem Handelsblatt:

HANDELSBLATT, Freitag, 23. November 2007, 10:34 Uhr
Covered Bonds

Banken steuern auf Liquiditätsengpass zu
Von Hans G. Nagl

Nach den Verwerfungen auf den Märkten für die sogenannten Covered Bonds haben zahlreiche Kreditinstitute in den vergangenen Tagen große Emissionen abgeblasen. Dem Bankensektor droht nun ein neuer Liquiditätsengpass.

HB FRANKFURT. Den Markt verunsichert hat besonders die Absage einer Emission der Allied Irish Banks. Für Emittenten sei dieses Marktsegment eigentlich eine der letzten Möglichkeiten, frisches Geld aufzunehmen, hieß es in einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg. „Sollte diese Möglichkeit bis auf weiteres ebenfalls wegfallen, so dürfte das die Liquiditätssituation bei vielen Banken wieder verschärfen.“ Möglich sei zudem, dass die Banken das Neugeschäft massiv zurückschraubten.

Covered Bonds sind Pfandbrief-ähnliche Anleihen. Die gedeckten Schuldverschreibungen sind mit Hypotheken- oder Staatskrediten besichert. Umfangreiche Regelungen gewähren eine hohe Sicherheit für Investoren, weshalb die Papiere meist exzellente Bonitätsnoten haben. Dennoch hat das Misstrauen der Investoren nun offenbar auch diese Anlageklasse erfasst – wobei deutsche Pfandbriefe weitgehend ausgenommen sind. Gerade Covered Bonds aus Großbritannien, Spanien, Irland und den USA standen zuletzt massiv unter Verkaufsdruck.

Bei Immobilienfinanzierern wie Washington Mutual oder Northern Rock kletterten in der Folge die Risikoaufschläge (Spreads) auf mehr als 100 Basispunkte. „Durch die Finanzkrise ist es für die Institute schon deutlich schwieriger, sich mit unbesicherten Wertpapieren zu refinanzieren“, sagte ein Analyst. „Jetzt werden auch noch die Covered Bonds erfasst, die bislang als absolut stabil galten.“ Wegen der sich drastisch weitenden Spreads ist mittlerweile europaweit der geordnete Interbanken-Handel mit großen Covered Bonds ausgesetzt.

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Diverse Charts und Grafiken zur Immobilien- und Kreditkrise

Posted by hw71 - 23. November 2007

Zu meinem Post „Kreditkrise: Freddie Mac & Fannie Mae kommen unter die Räder…“ gab es im Original-Artikel noch eine ganze Reihe Grafiken und Charts, die den bisherigen Verlauf der Krise sehr gut dokumentieren – deshalb will ich diese in einem extra Post festhalten. Alle Grafiken können durch einen Klick vergrössert dargestellt werden!

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der erteilten Baugenehmigungen:

Trotzdem nimmt die Zahl der unverkauften Häuser weiter zu:

Durch das Überangebot an Häusern sind immer mehr leute gezwungen, mit den Preisen runterzugehen:

Auch die Zahl der Kredite, bei denen die Schuldner in Rückstand geraten sind, steigt seit einiger Zeit stetig:

Und wenn man sich anschaut, wie die Zinsentwicklung bei variabel verzinsten Krediten im kommenden Jahr ausschaut, kann man sich nur schwer vorstellen, dass sich die Entwicklung am Immobilienmarkt in den USA im kommenden Jahr bessert:

Als Abschluss dann noch die Kursentwicklung von Fannie Mae und Freddie Mac:

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